Die Geschichte der Juden in Iglau
Juden
werden in Iglau, in einer mit dem Stadtsiegel und durch König Wenzel
I. und dem Przemysl Ottokar Markgraf
von Mähren im Jahre
1249 bestätigten und zum Stadtrecht gehörenden Urkunde ("über
den Verkehr und die Vermischung mit Juden") erstmals erwähnt.
Sein
Sohn Markgraf Carl, der spätere Kaiser Karl IV. erkannte, dass die
Juden zur Belebung der Wirtschaft beitrugen. Daher forderte er Richter
und Geschworene ( judex et jurati) der
Stadt Iglau auf, alle in der Stadt und aus anderen Städten zuziehende
Juden samt ihren Familien zur Förderung des Handels aufzunehmen.
Die
Bedingung für die Aufnahme in Iglau, war die Entrichtung der Grundlosung
(Losunga) von ihren Häusern,
des Schutzgeldes (angariae ) der Hilfsgelder
und Beden ( subsidia et auch perangariae und servitia)
welchen auch die übrige Bürgerschaft unterworfen war. Diese
Gelder wurden für Wasserleitungen und ähnliche komunale Zwecke
verwendet. In die landesfürstliche Kammer zahlten die Juden die Vermögenssteuer
(census) . Die
Juden genossen die volle Sicherheit des Lebens und des Eigentums und lebten
ruhig unter den christlichen Bürgern der Stadt. Sie forcierten den
Handel mit anderen Orten und unterstützen Unternehmensgründungen
von christlichen Mitbürgern mit Darlehen. Denn sowohl Einheimische
als auch Fremde suchten oft bei den Juden finanzielle Hilfen. Selbst religiöse
Gegenstände wurden Ihnen in schlechten Zeiten verpfändet, wie
zum Beipiel die Infel des Abtes von Trebitsch, welcher dieselbe im Jahre
1410 durch die Bürger Neyper und Trian für 20 Schock Groschen
den Juden Jachym und Judman verpfändete. Die
verlassenen Judenhäuser ließ Markgraf Albrecht unter die christlichen
Einwohner verteilen, die Synagoge oder die Judenschule schenkte er dem
Iglauer Armenspital( Wien, an
St. Georg 1427). Der
Magistrat der Stadt Iglau und die Kirchengemeinde wollten diese Synagoge
in eine Kapelle zu Ehren des heiligen Leichnams Christi, sowie der 10.000
Märtyrer umgestalten. Sie sollte mit mehreren Priestern besetzt werden
jedoch ohne Seelsorge, da Iglau bisher nur eine einzige Pfarrkirche hatte.
Im Jahre
1427 bestätigte Papst Martin V. die Gründung dieser Kapelle,
weil alle außerhalb der Stadt gelegenen Kirchen im Verlauf der Hussitenkriege
vernichtet worden waren.
Iglau war Vorreiter bei der Judenvertreibung aus den königlichen
Städten Mährens. |
Die
nach Iglau kommenden Juden durften damals nicht einmal über Nacht in
der Stadt bleiben und mussten sich im Gasthause an der Triescher Strasse
außerhalb der Stadt einquartieren.
Die Stadt durften sie nur durch das Frauentor betreten und hatten 15 Kreuzer
Maut Einlassgeld zu zahlen.
Die neue Iglauer Mauttabelle vom Jahre 1725 belegte überdies
einen vorbeigehenden Juden mit 3 Kreuzer einen mit Hausrat vorüberziehenden Juden mit 40 Kreuzer und eine mitgeführte Leiche mit 30 Kreuzer Die jüdische Leibmaut, beziehungsweise das Aufenthaltsgeld wurde auf 15 Kreuzer für einen Aufenthaltstag festgesetzt. Den letzten Versuch, die Juden aus Böhmen, Mähren und Schlesien zu vertreiben, machte ausgerechnet die fromme Kaiserin Maria Theresia 1745 (Tochter und Nachfolgerin von Kaiser Karl VI.), nachdem sie bereits ein Jahr zuvor verfügte, diese aus Prag, Brünn und Olmütz zu vertreiben. Der böhmische Hofkanzler Graf Kinsky konnte sie nur mit Mühe dazu bewegen, diese Anordnung zu mildern. Erst als die Stände ihr den zu erwartenden Steuerausfall vorrechneten, verschob sie den Ausweisungsbefehl um 10 Jahre. Danach wurde er quasi „vergessen“. Eine systematische Regelung der Ansiedlungsverhältnisse der Juden in Mähren erfolgte durch das Patent des Kaisers Franz II 1798, in dem 52 Judengemeinden in Mähren geschaffen wurden. Es waren Gemeinden, in denen Juden und jüdische Einrichtungen seit langem existierten. Später wurde es wenigen Juden auf Grund besonderer Privilegien erlaubt in Iglau zu wohnen, so dem Tabakdistriktverteiler Nathan Pinkus, dessen Tochter Malka sich im Jahre 1785 hatte taufen lassen. Im Jahre 1795 durften einige Juden auf Grund eines Privilegiums zur Erzeugung hoher Kerzendochte in Iglau wohnen. Im Jahre 1837 gab es in Iglau bei einer Gesamteinwohnerschaft von 15.843 Personen nur 31 Juden Noch 1840 lagen Polizeianzeigen beim Magistrat vor, denen zufolge sich Juden, wie Kohn aus Jamnitz, Kopperl aus Triest und Weissenstein aus Pirnitz ohne Bewilligung in Iglau aufhalten. Auch 1841 wiederholte der Magistrat ein Verbot, Juden Wohnungen oder Übernachtungsquartiere zu vermieten. Nach dem Jahre 1848 erfreute sich Iglau eines großen Zuzuges der Juden aus der nächsten Umgebung. Sie kamen aus Pirnitz, Triesch, Battelau, Gross-Meseritsch und auch aus Böhmen. Die industriell aufstrebende Stadt mit ihrem schwunghaften Handel ermöglichte es den jüdischen Einwohnern, bald Wohlstand und Ansehen zu erwerben. Die Juden, heißt es im Jahre 1850 bei Christian d'Elvert, besitzen hier wo sie nur zeitweilig toleriert wurden, keine Synagoge. Schon seit langer Zeit besteht bei dem Taubenkogel Wirtshaus in der Frauen Vorstadt eine im Jahr 1809 in ihrer radicirten Eigenschaft anerkannte Garküche, eine zweite wurde in demselben Jahr in der Spitalvorstadt errichtet diese war der Stadt zinspflichtig. (Gubdte. 24. Februar u nd 7 Juli 1809). 1858 wurde in Iglau ein jüdischer religiöser Verein gegründet, der später auch zu einer Gemeinde erhoben wurde. Das erste Bethaus errichteten die wenigen Juden bei dem sogenannten Taubenkogel neben dem Hotel Iglauer Hof im Jahre 1856. Es war dies eine kleine Betstube in einem Privathaus und reichte nur für wenige Andächtige. Durch die Freizügigkeit der damaligen Verfassung und der toleranten Behörden zogen immer mehr jüdische Familien in die wirtschaftlich aufstrebende Stadt und mit der Zeit musste zum Bau eines großen und modernen Tempels geschritten werden. Durch Sammlungen und Spenden aus allen größeren jüdischen Gemeinden der k.u.k. Monarchie wurde das notwendige Kapital aufgebracht und am 9. September 1863 konnte der Tempel feierlich eingeweiht werden. Die Festrede bei der Einweihung hielt der Wiener Prediger Dr. Adolf Jellinek. 1896 musste der Tempel renoviert werden und bei der Gelegenheit zugleich mit einer Gasbeleuchtung versehen. Im Zuge einer zweiten Renovierung von 1921 wurde die Gasbeleuchtung durch elektrisches Licht ersetzt. |
Juden wurden in Iglau schon im Jahre 1249 erwähnt |
|
Auf dem jüdischen Friedhof in Iglau fand 1968 die letzte Beerdigung statt. |
Der Jüdische Friedhof in Jglau wurde 1869 angelegt und die ältesten Grabsteine stammen auch aus diesem Jahr. Vor diesem Datum hat wurden die Toten in Puklice beerdigt. In den Jahren 1903 und 1904 wurde neben dem Eingang eine Trauerhalle im romanischen Stil nach einem Entwurf des Architekten Wilhelm Stiassny errichtet und dort gibt es auch ein Abteil für Kinder. Hier wird bis zum heutigen Tage bestattet.
Die Konstituierung der Kultusgemeinde fand 1863 statt. Im Laufe der Jahre wirkten als Kultusvorsteher: Elias Hellmann, Karl Turnowsky,
Leopold Schnürmann, Adolf Lieblich, Simon Feldmann, Dr. Eduard Kraus.
Der erste Rabbiner der jungen Gemeinde war der aus Ungarn stammende Dr.
Joachim Jakob Unger. Nach seinem Ableben im Jahre 1912 trat Dr. Friedrich
Weiss das Rabbinatsamt an. Ihm folgte Dr. Albert Schweiger und danach
Dr. Arnold Grünfeld. Die Jahre 1938 - 45 SHOAH Nach
der Sudetenkrise 1938 flüchteten viele Juden aus Iglau und am 28. April 1939 wurden die jüdischen Läden in der Stadt demoliert. Die Neue Synagoge hat in Iglau von 1863 bis 1939 existierte. Am 30. März 1939 wurde sie angezündet und ganz zerstört. Im 2. Kriegsjahr 1940 wurden die noch in Iglau verbliebenen Juden gezwungen die Stadt zu verlassen und in die Dörfer umzuziehen, in
welchen sie zuvor gelebt hatten.Im Mai 1942 wurde die jüdische Gemeinde endgültig durch die Nazis aufgelöst und sämtliche Juden aus dem gesamten Umland Iglau's zusammengetrieben und über
Třebíč nach Theresienstadt und Auschwitz deportiert. |
Gustav Mahler Iglau
war zwar nicht die Geburtstadt des weltberühmten Komponisten und
Dirigenten. Trotzdem spielte diese Stadt in seinem Leben eine wichtige
Rolle. Gustav wurde am 7. Juli 1860 in Kaliste/Kalischt geboren, das heißt
in einem kleinen Dorf auf der Böhmisch-Mährischem Höhe.
Sein Vater entschloss sich noch im selben Jahr zu einem Umzug in eine
Stadt und wählte Iglau. Die Familie Mahler traf in dieser deutschen
Stadt, der damals zweitgrößten Stadt Mährens, die ideale
Bedingungen für die geplanten Handelsaktivitäten bot, im Oktober
1860 ein. Der Vater der Gastwirt
Bernhard Mahler und dessen Frau Maria (geb. Hermann) erhielten
zunächst eine Erlaubnis für das Hökergewerbe, aber später
auch die Schankbewilligung für Bier, Schnaps und Wein und eröffneten
in ihrem Haus schließlich eine Schankstube.
Wie sah Iglau im Jahre 1860 aus ? Wenn man Bedenkt, dass Bernard Mahler aus Kalischt nach Iglau kam, d.h. aus einem Dorf, dann ging er natürlich in eine große Stadt. Es war die ehemalige königliche Stadt, eine Stadt mit einem entwickelten Handel. Für die Juden, die bis zu jener Zeit nur beschränkte Möglichkeiten zu geschäftlichen Unternehmungen hatten, bedeutete die Stadt eine große Chance, sich in der Handels- und Marktwelt durchzusetzen. Das war wohl der Hauptgrund, warum der Vater nach Iglau ging. Es hatte jedoch auch für den jungen Gustav Folgen, der hier - wie man überall erzählt und schreibt - im Kindesalter, das meiner Meinung nach für die Entwicklung der Persönlichkeit entscheidend ist, Anregungen bekam, die ihn später prägten - sowohl positiv, als auch negativ." Es wird sehr viel über die Einflüsse des Aufenthalts in Iglau auf das spätere Schaffen Gustav Mahlers gesprochen. Die Anfänge der musikalischen Ausbildung, Impulse aus dem reichen musikalischen Leben Iglaus zu jener Zeit, aber auch die Wirkung der schönen Natur in der Umgebung von Iglau, auf die Mahler selbst später hingewiesen hat. Und auf der anderen Seite, war er natürlich durch die ziemlich komplizierte Beziehung der Eltern, durch die Tatsache, dass er in Iglau den Tod seiner Geschwister erlebte, stark beeinflusst.Von großer Bedeutung für die musikalische Entwicklung des zukünftigen Komponisten war das Iglauer Musikleben. An erster Stelle wäre da zu nennen, dass in Mahlers Jugend - als er etwa zehn Jahre alt war und zum ersten Mal in Iglau konzertierte - hier schon seit zwanzig Jahren ein städtisches Theater existierte. Es war eine sehr renommierte Bühne und man führte hier eine Reihe bedeutender Stücke auf, sowohl musikalische als auch Schauspiele, die in Wien gegeben wurden. Das war ein wichtiges Moment. Des Weiteren muss man in Betracht ziehen, dass Iglau als eine Garnisonsstadt eine sehr gute Militärkapelle hatte. Sie war aber anders als die heutigen militärischen Blaskapellen. Es spielten dort Musiker aus dem ganzen Spektrum der Musikinstrumente, d.h. die Militärkapelle präsentierte ernstere Kompositionen, nicht nur militärische Marsche. Und zudem kann man hier auf eine reiche Tradition der Meistersänger zurückblicken, die bis in die Renaissance zurückreicht. Im 19. Jahrhundert ging daraus die Tätigkeit des deutschen Musikvereins hervor, d.h. eines Männer-Gesangvereins. Die weltliche Musik war nur ein Bereich, den Iglau dem talentierten Knaben bot. Gustav konnte sich aber auch mit der sakralen Musik vertraut machen. Schon ein flüchtiger Blick auf die Stadt und ihre Türme verrät uns, dass es dort viele Kirchen gibt, deren Gottesdienste sicher nicht ohne Musik zelebriert wurden. Die musikalische Aktivität in den Iglauer Kirchen war sehr reich. Mahlers Mitschüler Fischer hatte einen Vater welcher als Regenschori in der St.-Jakob-Kirche wirkte. Und auch wenn wir kaum Belege dafür finden, gilt es als sehr wahrscheinlich, dass die beiden jungen Freunde in die Kirche kamen, wo sich der junge Gustav mit der musikalischen Seite der katholischen Liturgie bekannt machen konnte. Und letztendlich konvertierte Mahler im Jahr 1897 zum Katholizismus.Bei dem kleinen Gustav kam schon in der frühen Kindheit eine außerordentliche Begabung zu Tage, um die sich zahlreiche Legenden ranken. Die eine erzählt davon, wie Gustav den Männerchor in der Iglauer Synagoge überschrie, dessen Gesang ihm nicht gefallen hat. Eine andere Geschichte schildert seine "Harmonika-Konzerte", die er als fünfjähriger Knabe für Frauen auf dem Iglauer Markt gab. Gustavs Fähigkeiten führten den ehrgeizigen Vater Bernard zur Überzeugung, dass sein Sohn ein großer Musiker wird. Er kaufte ein Klavier und besorgte ihm einen Musiklehrer. Zunächst gaben ihm jene Mitglieder der Stadtkapelle Klavierunterricht, die Mahlers Schenkstube besuchten. Später wurden renommierte Iglauer Musiker angestellt. Im Alter von nur 10 Jahren trat Gustav Mahler zum ersten Mal als Klavierspieler öffentlich auf. Sein erstes Konzert fand am 13. Oktober 1870 im Iglauer Theater statt. Am 10. September 1875 verließ Gustav Mahler die Stadt seiner Kindheitsjahre. Er schrieb sich im Wiener Konservatorium ein und verbrachte nur die Festtage und Ferien bei seinen Eltern. Er setzte ein Fernstudium am Iglauer Gymnasium fort und gab Konzerte für die Iglauer Bürger. Der Ertrag eines solchen Konzerts wurde dem Gymnasium für den Einkauf von Unterrichtshilfsmitteln gewidmet. U.a. auch diese Großzügigkeit verhalf Mahler dazu, dass er 1877 -bei seinem zweiten Versuch - das Abitur ablegte. Danach wurden seine Besuche in Iglau seltener. 1889 ließ er ein großes Denkmal auf dem Grab seiner Eltern auf dem jüdischen Friedhof in Iglau errichten. Man kann annehmen, dass er auch später zumindest kurze Stopps in Iglau einlegte, von einem weiteren Aufenthalt gibt es jedoch keinen Beleg.
|